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Freie Arbeitsformen



Da an unserer Schule der Gedanke „Es ist normal, verschieden zu sein“ zu den Grundlagen unseres Leitbilds gehört, orientiert sich der Unterricht in hohem Maße an der Individualität und Vielfalt der Kinder. Insofern spielen freie Arbeitsformen in allen Klassen eine wichtige Rolle.

In den Klassen, in denen Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam unterrichtet werden, ist ein differenziertes Lernangebot unabdingbar und so gehören freie Arbeitsformen, die das Lernen auf verschiedenen Niveaus in besonderer Weise ermöglichen, in diesen Klassen grundsätzlich zum Alltag. Aber auch in den anderen Klassen finden wir Kinder mit unterschiedlichen Lernvoraussetzungen und variierendem Arbeitstempo, so dass bei uns in allen Klassen freie Arbeitsformen zur Anwendung kommen, die die Kinder in allen Fächern dort abholen, wo sie stehen. Jedes Kind soll mit seinen Stärken und Schwächen individuell gefördert werden.
In freien Arbeitsformen arbeiten die Kinder in ihrem individuellen Arbeitstempo an Aufgaben unterschiedlichsten Niveaus. Offene Arbeitsformen wie „Lernen an Stationen“, Werkstattunterricht oder Wochenplanarbeit können einführende, übende und entdeckende Elemente enthalten.

Die Kinder werden ab der ersten Klasse nach und nach an diese Arbeitsformen herangeführt. Damit wollen wir möglichst dem Lernrhythmus des einzelnen Kindes entsprechen. Offene Arbeitsformen sind besonders dafür geeignet, dass sich jedes Kind unterschiedlich, eigenständig (wenn nötig, auch mit zusätzlicher Anleitung und Hilfe), individuell und differenziert Unterrichtsinhalte an strukturierten Materialien erarbeitet, einübt und so den Lernprozess selbständig überprüfen kann. Die Kinder haben die Möglichkeit, auf ihrem Niveau, nach ihrem Tempo und nach ihrer entsprechenden Zugriffsweise lernen zu können. Durch die Nutzung vieler Eingangskanäle und durch ganzheitliches Erleben soll gewährleistet werden, dass die Schülerinnen und Schüler größere Lernerfolge erzielen.
So stellen diese Arbeitsformen eine Bereicherung des Unterrichts dar und ergänzen stärker strukturierte, lehrerzentrierte bzw. frontale Unterrichtssituationen.

Lernen an Stationen
Lernen an Stationen bezeichnen wir auch als Stationenlernen oder Lernstraße. Es ist eine inhaltsorientierte Form des Lernens. Diese Übungsform lässt sich mit dem Zirkeltraining im Sportunterricht vergleichen und wird beispielsweise bei der Buchstabenerarbeitung im ersten Schuljahr gern genutzt. Für die Kinder werden dabei mehrere handlungsorientierte Lernangebote an verschiedenen Plätzen im Klassenzimmer bereitgestellt, an denen sie abwechselnd arbeiten. So wird der neue Buchstabe mit dem Finger in den Sand gespurt, in die Luft oder dem Partner auf den Rücken geschrieben, mit Knete nachgeformt, in der Fühlkiste oder im Linsentopf gefühlt, auf dem Boden mit den Füßen abgelaufen, mit „Gebärden“ dargestellt. Auf diese Weise lernen die Kinder mit „allen Sinnen“. Sie werden ganzheitlich angesprochen und sind in der Regel mit viel Freude bei der Sache.

Wochenplan
Bei einem Wochenplan gibt die Lehrerin / der Lehrer den SchülerInnen konkrete Arbeitsaufträge, die in einem bestimmten Zeitraum zu erledigen sind, in diesem Fall in einer Woche. Er wird in Form eines Blattes zu Beginn der Woche an die Kinder ausgeteilt. Er enthält Pflicht- und Wahlaufgaben. Die Qualität und die Quantität können dem individuellen Leistungsvermögen des einzelnen Kindes angepasst werden. Die Reihenfolge, in der sie ihre Aufgaben bearbeiten, ist den Kindern freigestellt, allerdings muss der Pflichtteil immer zuerst erledigt werden. Die Kinder arbeiten in der Wochenplanzeit also gleichzeitig an unterschiedlichen Aufgaben, was das Vergleichen miteinander mindert („Was? Mein Nachbar ist schon fertig?“) und damit den Kinder mit langsamerem Lerntempo Druck nehmen kann. Viele Kinder sind trotzdem sehr motiviert, den Pflichtteil zügig zu schaffen, um zum Wahlangebot zu kommen und nun ganz frei bestimmen zu können, was sie noch erledigen wollen und was nicht.

Werkstattunterricht
Der Werkstattunterricht wird von der Lehrerin/vom Lehrer vorgeplant und vorstrukturiert. Eine Werkstatt bezieht sich auf einen bestimmten Themenbereich und enthält zumeist verstärkt Materialien, die den Schülern handlungsorientiertes und selbstständiges Arbeiten ermöglichen sollen. Auch hier wird die Klasse nicht im „Gleichschritt“ in einem Fach unterrichtet, sondern bekommt fächerübergreifende Lernangebote zu einem Thema. Er wird der inneren Differenzierung in hohem Maße gerecht. Meist wird eine Werkstatt für zwei bis drei Wochen geplant. Selbstverständlich wird an dem geplanten Zeitrahmen nicht unbedingt festgehalten, sondern flexibel auf die Zeitbedürfnisse der Schüler eingegangen.
Die Lernangebote werden in Ablagekästen, gut zugänglich präsentiert. An jedem Ablagekasten befindet sich die Nummer und/oder die Bezeichnung der Aufgabe und der Name des „Chefs“.
Sowohl bei der Wochenplanarbeit als auch bei den „Werkstätten“ arbeiten wir nach dem Chefprinzip. Das heißt, während der Werkstatt- oder Wochenplanarbeit ist für jedes der Angebote ein Kind für Hilfestellungen, Beratungen und Kontrollen im Bereich seiner Chefsache verantwortlich. Jeder Schüler kreuzt die Nummer des Angebots, das er bearbeitet hat, in seinem Wochen- oder Werkstattplan an und nimmt diesen mit, wenn er seine Arbeit vom jeweiligen Chef kontrollieren lässt.
Ist der Chef zufrieden, unterschreibt er den Plan an der entsprechenden Stelle. Lediglich die eigene Chefsache lässt jedes Kind vom Lehrer kontrollieren und unterschreiben. Auch die Kinder mit Behinderung sind Chef für eine bestimmte Aufgabe, die dann ihren Möglichkeiten entsprechend festgelegt wird (ein Kind, das noch nicht lesen kann wie die anderen, kann vielleicht kontrollieren, ob ein Puzzle richtig gelegt wurde). Dies tut ihrem Selbstvertrauen gut und zeigt allen Kindern, dass jede/r wichtig ist und etwas kann.



B. S. / U. F.